Tag 54, 15. Juni, 21 Meilen
Mt. Whitney Tag
Um 5 Uhr frueh laufe ich los und versuche Gas zu geben, Zeit zu schinden. Das Gelaende ist nicht gerade eben und ich frage mich, wieviel Kraft ich gerade verpulvere, die ich eigentlich fuer die Besteigung noetig hatte. Na ja.
Um kurz nach 8h bin ich an der Ranger Station, die gleichzeitig auch ein Camp ist, muss vorher noch waghalsing ueber zwei glitschige Baumstaemme ueber den Fluss balancieren - will die Schuhe nicht ausziehen.
Dort treffe ich Manfred, der zurueckgehen wird und nicht wie geplant ueber Whitney Portal raus - zu viel Schnee- Lawn Ornament, der die ganze Geschichte zu steil war und aufgab und Twisted Sister, die es mit zwei Freunden geschafft hat in 12 Stunden. Von den beiden bekomme ich gesagt, dass der Weg schwer zu finden ist, es aber machbar ist.
Na gut, also packe ich alles ausser Essen fuer den Tag, warme Bekleidung und Eisaxt in die Bearbox ein und ziehe los.
Diesmal bleibt mir die nasse Flussquerung nicht erspart und die Fuesse schmerzen richtig.
Der Trail bis zu den Seen ist frei und gut zu finden und dann beginnt die Odysee. Die grobe Richtung kennend, mit Karte und Kompass schlage ich mich durch die Schneefelder durch. Fussstapfen sind nicht mehr viele zu sehen, der Schnee schmelzt sie zu schnell weg. Die Schneecups sind stark ausgepraegt, der Schnee traegt mich aber noch und ich kann von Spitze zu Spitze laufen. Waehrend dieser Stunden frage ich mich des oefteren, ob ich den Berg schaffen werde, da ich den Trail nicht sehe. Irgendwann - endlich - treffe ich auf die Zick-Zacks auf, die sich hinaufwinden. Auf der Karte sind nur 5 eingetragen, aber die ziehen sich ins Unendliche! Echt, sie scheinen nicht mehr aufzuhoeren. Auf diesen Switchbacks muss ich auch ein paar steile Schneefelder ueberwinden, was aber noch mit den Wanderstoecken geht, da der Schnee noch ausreichend fest ist. Die ganze Besteigung macht mir zu schaffen und ich muss immer wieder stehenbleiben und kurz ausruhen und mich weitertreiben.
Nach den Switchbacks kommt die "Zielgerade", die knapp 2 Meilen lang ist und recht uneben, auf der ich mich mal gefragt habe, ob ich mir das wirklich antun muss... Andererseits war ich schon so weit gekommen...also weiter. Das letzte steile Stueck ist mal wieder unter Schnee begraben, so dass man da einfach geradeaus hoch geht. Tja und um 14.30h war ich dann auch endlich auf der hoechsten Spitze der Lower 48. Mein erster Gedanke war, das mache ich hoechstens noch mal fuer Geld wieder, fuer viiiel Geld und mein zweiter, oh mein Gott, die ganze Tortour erwartet mich auf dem weg zurueck noch mal.
Alle, die ich angetroffen habe, waren ueber Whitney Portal gekommen, also von der anderen Seite, vom Osten.
Die Aussichten waren jedoch fantastisch, ich fand vom Weg aus sogar noch schoener, denn der Gipfel ist breit und ausladend, so dass man zwar einen 360' Grad Rundumblick hat aber nur die Bergspitzen sehen kann und vom Weg aus kann man bis in die Taeler schauen. Ein perfekt blauer Himmel wie aus dem Bilderbuch brachte die schneebedeckten Berge noch schoener zum Vorschein.
Die Switchbacks runter bin ich fst gerannt, so gut ging das, bis auf die Schneetraversen, wo ich diesmal die Eisaxt genommen habe, da der Schnee schon weich war.
Bam Bam und Nameless sahen mich runterkommen und warteten auf mich, da sie sich verrannt hatten und an dem See, an dem sie campen wollten, schon vorbeigelaufen waren. Sie machten ein Bild von dem Felsband, wo die Switchbacks anfingen, um es wiederzufinden und nach einem
Erfahrungsbericht zog ich weiter. Sie hatten jemand auf einem Schneefeld ausrutschen, sich ueberschlagen und sich wieder fangen sehen und dachten zuerst ich sei's gewesen. Puhhh.
Der Weg zurueck durch den weichen Schnee wieder querfeldein erwies sich als sehr energiezehrend. Echt auf dem Zahnfleisch kriechend kam ich im Camp an nach einem 10h-Hinundzurueck auf dem Whitney. Ach ja, hatte wieder das Vergnugen einer superkalten Flussquerung.
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