Donnerstag, Juli 27, 2006
  Alina alleine in der Sierra - 17.Juli 20 Meilen
Rollercoaster und Mosquitohoelle

Die Strecke war ein konstantes, steiles Auf und Ab und zwar immer ueber 700-1200ft. Man stieg immer hoch, um die Hoehe sofort wieder zu verlieren, um sie dann wieder zu gewinnen, etc. Der Trail selber war eine "reine Freude" fuer die Knie und fuehrte auch wieder ueber ein paar Fluesse mit Feuchtbiotop, einer Brutstaette fuer die Stechbiester (die aber KEINE Probleme mit Hoehe haben, die quaelten mich auch auf einem Pass uber 10000ft!).

Ein Gewitter braute sich wieder zusammen und alles, was ich wollte, war, aus diesem steilen Gelaende rauszukommen und eine geschuetztere Stelle zu finden.

Um 18h schlug ich das Camp auf. Zaehneputzen ohne Kopfnetz ist ein reines Spiessrutenlaufen...

PS: Habe ein Deer ganz aus der Naehe gesehen, es war jung und hat sich von mir nicht beim Weiden stoeren lassen.
 
  Alina alleine in der Sierra - 16.Juli 10 Meilen
Ich stellte meine Sachen bei den zwei Jungs im Zelt unter, bis ich mich entscheiden wuerde, was ich mache. Und um das auszuklabuestern nahm ich den Gratisshuttle, der regelmaessig die Runden dreht im Tal und von Punkt zu Punkt faehrt. So besuchte ich das informative Visitors Center und das Museum (mit Schwerpunkt Indianer, die im Tal gelbt hatten) und die Yosemite Falls, beeindruckende Wasserfaelle. Die Bridalveil Falls waren auch sehr spektakulaer!

Meine Entscheidung war dann gefallen, den Half Dome mit Carsten zu besteigen. Welch ein Erfolg das waere nach der OP!

Nach Tuoloumne musste ich drei Mal hitchen, was aber ohne viel Zeitverlust ging. Und zwei Maenner, die mich mitnahmen und auf Montage arbeiteten, waren sehr erstaunt und interessiert und als ich ausstieg drueckten sie mir sehr zu meinem Erstaunen und trotz wiederholten Wiederspruchs Geld in die Hand! Nach dem Motto, das ist fuer Deinen Trip, das wird doch sicher helfen und wir verdienen ja genug. Wow, ich bedankte mich sehr und oben im Laden kaufte ich mir gleich eine neue Telefonkarte und was zu trinken. Das Geld ist gut investiert, Jungs!

Am Laden traf ich erstaunlicherweise Greener, der schon viel weiter vor mir haette sein muessen. Da erfuhr ich, dass ihm das Geld fuer die Reise ausgegangen war und er aber schon einen Job in Glen Aulin hatte, ein Camp, an dem ich vorbeigehen wuerde. Tja, da konnte ich nicht viel Troeslicheres sagen als, dass man nie weiss, wofuer das alles passiert. Irgendeinen Grung wird es haben, genaus wie bei Carsten und mir. Wir hatten die OP samt Komplikationen auch nicht eingeplant...

Am Telefon ueberraschte mich Carsten mit der Nachricht, dass sie mich beim Highway am Ebbots Pass treffen wollten, um mir Essen zu bringen! Und so wuerden wir uns auch sehen koennen!! Wow, das war ja supercool! Also rechnete ich aus, dass ich wohl in 5,5 Tagen bei 20 Meilen pro Tag da sein wuerde und das der Samstag frueh sein wuerde. Abgemacht!

Beschwingt machte ich mich auf den Weg, lustigerweise fast genau 24h spaeter, als ich am Vortag da angekommen war. Mein Ziel war, moeglicht viele Meilen zurueckzulegen, da im Yosemite Park um Menschenansiedlungen (sprich um den Muell, der produziert wird) sich viele Baeren tummeln, die sich denken, dass es einfacher ist, in Mueltonnen nach Futter zu suchen als anderswo in der Wildnis. Und da ich ungern einem futtersuchenden Baer Aug' in Aug' schauen wollte, musste ich viele Meilen zwischen mir und dem letzten Camp (Glen Aulin) legen.

Die Landschaft ist ziemlich beeindruckend und gerade noch vor Glen Aulin stuerzen sich zwei gewaltige Wasserfaelle in die Tiefe. Ab dort wurden die Mosquitos auch wieder unertraeglich, so dass ich mit Kopfnetz laufen musste.

War dann schon 10 Meilen gelaufen und es war schon 20h, also Zeit, um das Camp aufzuschlagen.

Ich war schon bereit, meinen Ursack (mit dem Essen) weiter weg vom Tarp zu verstecken, als ich ganz nah, einen Ast knacken hoerte! Oh mein Gott, dachte ich, jetzt hat's mich doch erwischt und es ist ein Baer! Und ich habe das ganze Essen noch im Arm. Na super! Und dann knackte wieder etwas - es war DA und zwar nicht weit. Mit erhoehtem Adrenalinspiegel schlich ich um die Ecke, um hinsehen zu koennen... und sah einen anderen Hiker zu meiner grossen Erleichterung (!!!), der ueber den Bach gesprungen war, um auf der anderen Seite einen Campspot zu suchen. Es war was Groesseres gewesen und auch ganz nah, aber gluecklicherweise kein Baer!! Und im Nachhinein konnte ich auch darueber lachen.
 
  Alina alleine in der Sierra - 15.Juli 21 Meilen
Tuoloumne Meadows!!

Donohue Pass war nicht schwer zu finden, obwohl in Yogis Seiten stand, dass sich dort viele Hiker verlaufen. Das war der ofiziell letzte Pass der High Sierra.

Auf dem Weg runter in den Lyell Canyon ass ich einen Snack und weiter ging's bis in die Lyell Meadows, die sehr schoen ist mit dem gruen-blau-tuerkisenen Wasser des sich meandernden Flusses, der sher zum Schwimmen einlaedt.

Langsam aber sicher bekam ich wieder Kohldampf, wollte aber nicht anhalten und kochen, da der Laden in Tuoloumne mit seinen Leckereien lockte und ich den Appettit aufrechterhalten wollte. Nur dass der Weg sich wie Kaugummi hinzog.

Gerade auf diesem flachen Stueck traf ich viel JMTer, die im Yosemite Valley ihre Tour begonnen hatten. Die meisten kamen mit den riesigen Aussengestellrucksaecken an, bereits auf dem flachen Stueck stoehnend und nicht gerade flott unterwegs (das sage ich deshalb, weil man mit dem ein oder anderen ein Schwaetzchen haelt und die meisten kommentierten, wie schnell ich gehe - dabei war dieses Tempo fuer mich normal!). Nun ja, jeder wie er's will. Einer wollte sogar explizit wissen, was ich dabei habe und was das wiegt und es gibt Leute, die noch weniger haben.

Um 16h kam ich dann auch endlich an und mache natuerlich den ersten Halt bei der Telefonzelle. Carsten war wohl erstaunt, dass ich schon so bald wieder anrief (hatte mit dem Anruf erst einen Tag spaeter gerechnet). Und anschliessend ging ich zum Laden, um mich mit Bananen, Joghurt, Minikarotten, Spinat-Cremefreshe-Dip, vegetarischem Jerky, Erbsen, Gatorade und irgendeiner Suessigkeit einzudecken. Ich war erstaunt, was fuer eine grosse Auswahl an "organic food", sprich Vollwertsachen dieser Laden hatte! Das ist wohl der Einfluss der Klettererszene aus dem Yosemite Vaelley.

Mit vollem Magen laesst sich auch besser trampen, also stillte ich erst meinen Hunger und dann nahm mich tatsaechlich auch jemand mit ins Valley. Ich hatte nicht gewusst, dass die Fahrt 1,5h dauert!

Grandiose Landschaft!

Camp 4, der Kletterer- und Hikercampingplatz war voll! Und auf jedem Platz duerfen hoechstens 6 Personen sein, die unter ihrem eigenen Namen angemeldet sein muessen. Sprich, da kann sich keiner einschleichen. Hmmm.

Ein junger Typ hatte mich aus dem Auto steigen sehen und ich fragte ihn gleich, wie das denn aussieht, ob nicht noch irgendwo noch ein Platz frei ist. Da meinste er, komm doch zu uns, wir sind nur zu dritt. Na, wenn das mal kein Schwein war. So, an ihrem Platz angekommen, waren dort noch zwei andere und als ich wieder meine Story erzaehlte, PCTer und gerade angekommen, etc. , fragte der Aelsteste PCTer? Ja dann herzlich willkommen und kam mit offenen Armen auf mich zu und umarmete mich!

Es stellte sich raus, dass er selber Jackalope war, der maennliche, es gibt noch naemlich eine weibliche, die wir beim Kick-Off mit ihrem Mann kennengelernt hatten. Na, wenn das mal kein Trail Magic war! Aus keine Ahnung wievielen Campingplaetzen lande ich gerade da, wo noch ein anderer PCTer steckt!!

Ich war mir insgesamt nicht sicher, wie lange ich bleiben moechte und was ich machen will, ob ich Half Dome erklettern moechte, etc. Ich dachte mir, das wuerde sich dann wieder ergeben.

In der Nacht war es dann so laut, Leute feierten, schnarchten, etc., dass ich mir dachte, nein danke, das brauche ich nun wirklich nicht! (Ich glaube, ich war auch uebers Wochenende da gelandet.)
 
  Alina alleine in der Sierra - 14.Juli 25 Meilen
Telefon und Supermarkt :-))

Das Aufstehen ging ganz leicht insbesondere mit diesen Aussichten!! Und auf dem Weg dahin sah ich wieder eine Herde Rotwild. Der erste Hirsch mit dem groessren Geweih und wohl der erfahrenere ueberlegte nicht lange, als er mich sah und rannte gleich den Hang hoch. Der zweite in der Reihe wusste nicht so ganz recht, was er mit meiner Erscheinung anfangen sollte und verrenkte sich den Hals, was superlustig aussah. Als er abdrhte, folgten alle anderen auch. Ich hatte jedoch genug Zeit gehabt, sie zu filmen :-)

Irgendwann vor 10h rannte ich hungrig und durstig in Reds Meadow ein, an den Staellen vorbei zielstrebig aufs Telefon zu. Das war dann doch dringender! Ich wollte unbedingt mit Carsten sprechen und hatte die ganze Zeit gehofft, ihn auch anzutreffen. Ich glaube, wir waren an die 30 min. am Apparat. Ich erfuhr, dass er schon 10 Meilen am Stueck gelaufen war, was eine Riesensteigerung bedeutete. Als ich aufgebrochen war, waren gerade mal 15 min. ums Haus drin, bevor er sich wieder ausruhen musste. Wow, welch gute Nachrichten!

Danach konnte ich mich beruhigt und wiederholt dem Supermarkt zuwenden: Pfirsiche, Pflaumen, Erbsen, Schokoriegel, Joghurts, Tortillachips und Sodapop. Ja, ich weiss, aber das musste ich einfach essen. Und ja, ich weiss, dadurch wurde mein Rucksack auch nicht leichter aber welch willkommene Abwechslung zum Essen auf dem Trail!

Gegen 12.30h ging ich weiter, richtig energiegeladen und zwar direkt an den Devil's Postpiles entlang, an Basaltsaeulen, die denen auf Gomera aehneln, nur dass ich nicht erst seekrank werden muss, um sie sehen zu koennen!

Ich hatte mir vorgenommen, Strecke zu machen. Es ging zwar sachte hinauf, aber der Trail war einfach und ich wollte so nah wie moeglich an den Donohue Pass ran, 10100ft, wenn ich mich recht entsinne. Ich musste erst durch die Mosquitohoelle, die dann auch ueber Nacht noch andauerte. Stehenbleiben war ausgeschlossen.

Ach ja, Mosquitos. Gestern hatte mir die Haut an den Waden gebrannt und ich hatte gedacht, dass es zuviel Wasser, Schnee und Sonne gewesen war. Aber Carsten wies mich darauf hin, dass 100% Deet schon ein schweres Geschoss ist. Tatsaechlich, denn die Haut an den Waden wies haarfeine Risse auf - das hatte so gebrannt.
 
  Alina alleine in der Sierra - 13.Juli 19 Meilen
3 voraussichtlich schwerere Fords

Erst gegen 10h konnte ich loslegen, nachdem ich aus dem Boot ausgestiegen war, also ziemlich spaet.

Zwei Mal durch den Mono Creek war gar nicht so schlimm wie angekuendigt. Und der dritte Ford zwischen zwei Wasserfaellen sozusagen war auch nicht allzuwild, da umging ich die tiefste Stelle, indem ich obenrum ueber ein paar Felsen ging. Spaeter am Tag jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass ein bisschen mehr abgeht.

Silver Pass war zwar verschneit aber einfach zu finden. Da filmte ich eine Huehnermama mit ihrer Kuekenschar. Das Gute am Alleinhiken ist, dass man viel mehr Tiere zu Gesicht bekommt als sonst, da man viel weniger Laerm produziert!

Auf der anderen Seite des Passes konnte ich sogar glissaden, sprich auf den Hosenboden setzen und runterrutschen. Es war so heiss, dass die Hose bald wieder trocken war.

Hatte wieder einiges an Steigung zu ueberwinden mit einem schweren Rucksack aber irgendwie ging es dann doch.

Der Virginia Lake und die Aussicht drumherum entlohnten jede Muehe und ich konnte gar nicht aufhoeren zu fotografieren!

In VVR hatte ich in 100% Deet investiert und hatte mich damit eingeschmiert, insbesondere die Waden. Aber beim besagten See musste ich ueberall nachlegen und trotzdem haben mich ein paar gestochen!

Ein bisschen weiter, beim Purple Lake, der eingebettet lag in Kiefernwald, traf ich auf eine Gruppe, die fast nur aus Frauen bestand. Wie man halt so ins Gespraech kommt, ermahnte mich eine der Frauen, ich solle besser hier Halt machen fuer die Nacht, es sei schon 18.15h. Der naechste Streckenabschnitt wuerde steigen, es gaebe keine Campingspots und auf der anderen Seite seien die Mosquitos schlimm. Und ueberhaut es sei schon 18.15h. Und das alles in einem recht besserwisserischen Ton, der mir das gemeinsame Campen gar nicht sympathisch erscheinen liess. Ich dachte nur, na und die Sonne geht erst in guten zwei Stunden unter, also viel Zeit. Das sagte ich auch der Dame, die dann meinte, ich muesse ja meine Faehigkeiten kennen.

Die naechsten drei Meilen waren nicht ueber meinen capabilities, auf der anderen Seite gab es zahlreiche Campspots und gar nicht so viele Mosquitos. Um 20h war ich schon auf dem Weg ins Traumland.

Ich hatte genug, um mich drauf zu freuen, naemlich nur noch 10 Meilen am naechsten Tag nach Reds Meadows zu einem Telefon und einem Campingplatzsupermarkt!! Was will man mehr?!
 
  Alina alleine in der Sierra - 12.Juli 0 Meilen
Das Ausschlafen war wirklich super. Ein paar andere Hiker kamen noch an und so warteten wir gemeinsam aufs Boot. Um 9.45h war's dann auch da, wir fieberten schon dem Fruehstueck entgegen, das bereits mein zweites sein wuerde.

Drei dicke Pancakes und noch Kartpffelpuffer konnte ich verdruecken, war dann aber auch richtig voll.

Dann standen Dusche und Waesche auf dem Plan, beides teuere Angelegenheiten (5$ jeweils), aber die Waesche konnte ich mir mit den anderen Teilen, da wir alle nicht soviel hatten.

Dann holte ich das Versorgungspacket ab, das Carsten und ich uns aus Mojave geschickt hatten. So hatte ich quasi die dopelte Essensration. Ich gab das Nutella, den Tunfisch und die halbe Mueslituete den anderen und entschloss mich, alles andere mitzunehmen: um spaeter in Tuoloumne Meadows (4 Tage weg) weniger Geld auszugeben. Spaeter stellten wir auch fest, dass die Hikerbox, die sonst ueberall vollgewesen war, hier gaehnend leer stand... und dass Hikerartikel (auch offensichtlich benutzte) zum Wiederverkauf angeboten wurden (auch Essen, das offensichtlich aus Europa stammte). Nun, das hinterliess keinen guten Eindruck.

Das Aufladen aller Batterien dauerte bis in den Abend rein und ich relaxte einfach nur (neben Fachsimpeln mit ein paar anderen Hikern).
 
  Alina alleine in der Sierra - 11.Juli 22,5 Meilen
Evolution Creek Tag

Diesmal ueberhoerte ich das Piepsen der Uhr nicht und stand um 4h auf. Um 5h gleich mal ein eisiger, schmerzhafter Ford zum richtigen Wachwerden und dann Schnee soweit das Auge reicht und noch weiter.

Nach drei Stunden erreiche ich den Pass und die Muirhuette, das Wissen um deren Existenz vollkommen aus meinem Hirn geloescht war, so dass als sie sich ploetzlich aus den Schneemassen erhob, bei mir der Aha-Effekt einsetzte. Na ja, man soll es eh vermeiden, dort zu uebernachten wegen des Human Waste, wie die Amis das ofiziell umschreiben.

Ein paar Fotos und weiter ging's, denn der Schnee war noch fest - bei weicherem Schnee waere das Ganze in Schinderei ausgeartet, das war auch ein Grund fuer mein fruehes Aufstehen.

Nach 2,5 weiteren Stunden und einem weiteren eisigen Ford war ich aus dem groebsten Schnee draussen und da ich ziemlich ausgehungert war, beschloss ich, mir was zu kochen - trotz der Baerenspuren, die ich im Schnee gesichtet hatte.

So genoss ich die Superaussicht ueber den Evolution Lake und die Berge drumrum. Der Baerenbesuch blieb gluecklicherweise auch aus.

Der Tag war jedoch noch nicht ueberstanden. Um 14.30h kam ich zum beruechtigten Evolution Creek an und stellte erleichtert fest, dass dies einfach sein wuerde. auf Empfehlung aderer nahm ich die Querung an einer Stelle vor, wo der Fluss schoen breit war. Das Wasser floss ruhig dahin, der Grund war sandig und so war es leicht. Das Wasser kam mir bis zur Huefte hoch. Das einzige Nervige waren die Mosquitos, die sich auf jedes bisschen Haut stuerzen, die frei ist. Damals hatte ich noch das 40% Deet und das schien diese Biester nicht grossartig zu kratzen.

Mir war jedenfalls mit dieser Querung ein Stein vom Herzen gefallen, da ich schon die ein oder andere Story gehoert hatte und ich Respekt habe vor der Kraft des Wassers.

Bei der ofiziellen Ueberquerngsstelle floss das Wasser schneller und tiefer war's auch. Ich weiss nicht, ob ich noch aufrecht drueber haette gehen koennen. Und unweit davon stuerzte sich schon der Creek ueber einen Wasserfall in die Tiefe.

Am Abend taten wir auch die Knie und die Fuesse weh, denn nach der Querng kam ein langes, steiles Stueck runter.
 
  Alina alleine in der Sierra - 10.Juli 21 Meilen
Evolution Creek Tag

Diesmal ueberhoerte ich das Piepsen der Uhr nicht und stand um 4h auf. Um 5h gleich mal ein eisiger, schmerzhafter Ford zum richtigen Wachwerden und dann Schnee soweit das Auge reicht und noch weiter.

Nach drei Stunden erreiche ich den Pass und die Muirhuette, das Wissen um deren Existenz vollkommen aus meinem Hirn geloescht war, so dass als sie sich ploetzlich aus den Schneemassen erhob, bei mir der Aha-Effekt einsetzte. Na ja, man soll es eh vermeiden, dort zu uebernachten wegen des Human Waste, wie die Amis das ofiziell umschreiben.

Ein paar Fotos und weiter ging's, denn der Schnee war noch fest - bei weicherem Schnee waere das Ganze in Schinderei ausgeartet, das war auch ein Grund fuer mein fruehes Aufstehen.

Nach 2,5 weiteren Stunden und einem weiteren eisigen Ford war ich aus dem groebsten Schnee draussen und da ich ziemlich ausgehungert war, beschloss ich, mir was zu kochen - trotz der Baerenspuren, die ich im Schnee gesichtet hatte.

So genoss ich die Superaussicht ueber den Evolution Lake und die Berge drumrum. Der Baerenbesuch blieb gluecklicherweise auch aus.

Der Tag war jedoch noch nicht ueberstanden. Um 14.30h kam ich zum beruechtigten Evolution Creek an und stellte erleichtert fest, dass dies einfach sein wuerde. auf Empfehlung aderer nahm ich die Querung an einer Stelle vor, wo der Fluss schoen breit war. Das Wasser floss ruhig dahin, der Grund war sandig und so war es leicht. Das Wasser kam mir bis zur Huefte hoch. Das einzige Nervige waren die Mosquitos, die sich auf jedes bisschen Haut stuerzen, die frei ist. Damals hatte ich noch das 40% Deet und das schien diese Biester nicht grossartig zu kratzen.

Mir war jedenfalls mit dieser Querung ein Stein vom Herzen gefallen, da ich schon die ein oder andere Story gehoert hatte und ich Respekt habe vor der Kraft des Wassers.

Bei der ofiziellen Ueberquerngsstelle floss das Wasser schneller und tiefer war's auch. Ich weiss nicht, ob ich noch aufrecht drueber haette gehen koennen. Und unweit davon stuerzte sich schon der Creek ueber einen Wasserfall in die Tiefe.

Am Abend taten wir auch die Knie und die Fuesse weh, denn nach der Querng kam ein langes, steiles Stueck runter.
 
  Alina alleine in der Sierra - 9.Juli 15 Meilen
Gewitter Nr. 2

Ich hatte mir vorgenommen, den Streckenverlust wettzumachen und um 4h aufzustehen, aber ich verschlief. So packte ich erst um 5.26h meine Sachen zusammen, ueberwand mich in die nassen Sachen einzusteigen und machte mich auf den Weg.

Die Strecke zum Lower Basin Lake und runter ueber die steile "Golden Staircase" war fantastisch. Sehr spektakulaer. Und da es nicht regnete konnte ich Fotos schiessen.

Untem am Fluss war es ein solches Feuchtbiotop, dass ich nach dem ersten Ford die Schuhe gleich anliess. Es war so befreiend! Wo ich vorher immer versuchte, das Wasser zu vermeiden, freute ich mich jetzt quasi drauf, meine Fuesse zu erfrischen! So schnell kann sich das aendern.

Auf dem Weg hinauf wieder zum Muir Pass braute sich schon wieder ein Sturm zusammen. Die Wolken wurden zunehmend bedrolich schwarz und schienen sich in dieselbe Richtung zu bewegen. Na super, dachte ich mir. Von entgegenkommenden Hikern hatte ich erfahren, dass der Muir Pass an die 6 Meilen mindestens unter Schnee sein soll. Und in dieser Schneelandschaft wollte ich nicht von einem Sturm ueberrascht werden.

Andererseits wollte ich auch nicht gegen 12h schon Schluss machen, also studierte ich die Karte und entdeckte ein flacheres Stueck unterm Pass. Den Donner im Nacken folgte ich dem engen Tal hinauf, wo auf beiden Seiten steile Geroellfelder waren. Je mehr es donnerte, desto schneller ging ich hinauf. Wenn ein Boulder ohne erkentlichen aeusseren Grund sich losloesen kann, so kann das waehrend eines Unwetters viel einfacher passieren. Allein diese Vorstellung trieb mich an.

Oben fand ich einen superschoenen Platz und da sich die Wolken nicht aufloesten, blieb ich da.
 
  Alina alleine in der Sierra - 8.Juli 14 Meilen
Mission Creek und das erste Gewitter

Um 7h frueh stand ich auf dem Pass oben und genoss die fantastischen Ausblicke in beide Richtungen. Immer noch genug Schnee. Und dann ging's weiter in Richtung Mather Pass, 12100ft, ueber zahlreiche Gebirgsbaeche, die ich nicht alle trocken ueber Baumstaemme balancierend ueberwinden konnte. Zu dem Zeitpunkt verlor ich noch Zeit, durch das Wechseln der Schuhe. Aber ich sollte es noch lernen...

Jedenfalls war ich dann schon im baumlosen Bereich angekommen zu Fusse des steilen Passes, als ich die schwarzen Wolken bemerkte, die sich dummerweise genau nach Norden bewegten, also in meine Richtung. Da ich keine Lust hatte, vom Gewitter auf dem Pass erwischt zu werden, beschloss ich, mal abzuwarten, wie sich das Ganze entwickelt. So wurde es eine Warterei von 1,5h in der ich auch wieder abstieg, um mir fuer den Fall der Faelle einen relativ geschuetzten Campspot zu suchen.

Dann loesten sich die Wolken auf und ein Teil bewegte sich nach Osten, so dass ich mich sicher fuehlte, den steilen Pass in Angriff zu nehmen. Ich kuerzte den Weg etwas ab ueber ein steilen Schneefeld, nahm eine untere Switchback-Kurve in Visier und los ging's. Dort angekommen, dachte ich mir, nehme ich mal den kuerzesten Weg hinauf - naemlich diretissima ueber die Felsen hinauf - als x-Mal die Schneefelder zu queren und schliesslich werde ich auf die naechsten Switchbacks auftreffen. Good thinking, nur dass ich bis auf die allerletzte Switchback den gesamten Pass im Freistil hinaufgeklettert bin. Die anderen Switchbacks waren weiter links von mir im Schnee vergraben...

Weiter ging's runter auf der anderen Seite, als es das erste Mal donnerte. So gut es ging rannte ich ueber den Schnee runter, hoffend dass es noch nicht losgeht, waehrend ich noch so ausgesetzt im Gelaende war (mit 'ner Eisaxt und dem Kochtopf auf dem Buckel). Und dann kam ich am Outlet des Upper Basin Lake an, ein Fluss, den ich nicht mit drueberspringen oder -balancieren ueberwinden konnte. Aber dann sah ich die schwarze Wand auf mich zukommen und da blieb keine Zeit, um Hose und Schuhe auszuziehen - da konnte ich nur noch auf einen Fels im Fluss springen und von da mich zum Ufer schwingen, wohlwissend, dass der Sprung nicht reichen wuerde. So musste ich in den sauerenApfel beissen und landete ich mit einem Fuss bis zum Oberschenkel im Wasser. Unweit von dieser Stelle inmitten einer Baeumchengruppe fand ich dann einen Camspot vor, gerade als der Hagel einsetzte.

Obwohl es erst 17h war, beschloss ich da zu blieben, denn bis ins Tal waere es eine ausgesetzte Strecke gewesen und das wollte ich auf keinen Fall wagen. Es blitzte, donnerte und regnete fuer eine lange Weile. Trotz des "tadelnden" Gewissens, nicht mehr Meilen "gemacht" zu haben, war ich froh ueber meine Entscheidung, im Camp zu bleiben.
 
  Alina allein in der Sierra 7.Juli - 22 Meilen
Gar nicht ausgeruht und ausgeschlafen, eher mit gespannten Nerven nach dem vorangegangenen Erlebnis ging ich los. Erst ueber den Kearsarge Pass (der dieses Mal komplett schneefrei war!), 11700ft, dann ueber den steilen und noch schneebedeckten Glen Pass, 11974ft, zu den bilderbuchschoenen Rea Lakes, wo ich das erste Mal Bekanntschaft machte mit den Wolken an kleinen Piesackern, die sobald man stehenbleibt, aus dem Nichts auftauchen, und einem das Leben schwer machen.

Nach dreiwoechiger Abwesenheit und trotz gelegentlichen Fahrradfahrens in der Tahoegegend musste ich mich wieder ans Hiken mit vollem Essenssack gewoehnen... Die Schultern, die Huefte und die Fuesse liessen mich bald wissen, was sie von dieser Idee, weiterzuhiken so hielten. Und als ich dann auf dem unwegsamen, steilen und felsigen Trail noch ausrutschte und volle Kanne aufs rechte Knie flog, beschwerte sich eine Partei mehr! Aber es half nichts, da musste ich durch.

Es war aber auch ein fieser Wiedereinstieg, denn vom letzten Pass ging der Trail auf 8900ft runter ueber ein paar Flussquerungen, nur um wieder auf 12170ft aufzusteigen...

Unterwegs traf ich L-Rod (Donna Saufley), die sooo nett Hiker aufnimmt bei sich zu Hause in Agua Dulce, und jetzt das erste Mal selbst auf dem JMT unterwegs war. Ihr Mann Jeff traf sie an den Versorgungspunkten und unterstuetzte sie auf diese Weise. Sie hikte an die 10 Meilen pro Tag und war total happy. Sie nahm grossen Anteil an Carstens medizinischen Hindernissen und wuenschte ihm baldige Genesung.

Ich schleppte mich noch ein bisschen weiter bergauf bis 1 Meile vor dem Pinchot Pass und machte dann verdientermassen Schluss fuer den Tag nach stolzen 22 Meilen.
 
  Alina allein in der Sierra 6.Juli - 3 Meilen
Wieder auf dem PCT und eine sehr harrstaeubende Erfahrung

Als wir gestern beim Arzt waren und Carsten erfuhr, dass er noch drei Wochen warten muss, bis er ueberhaupt mit der Physio anfangen darf, beschloss ich ziemlich ploetzlich, wieder auf den Trail zu gehen. Die Tage zuvor hatte ich mir die Bilder wieder angeschaut und Trail-Fernweh bekommen. Abgesehen davon drei Wochen lang warten muessen - nein, das ging nicht.

Ueberraschenderweise bot mir Reiner, Carstens Vater, an, mich zum Ausgangspunkt, dem Kearsarge Pass, zu fahren. Klar nahm ich an, denn ansonsten waere es ein Herkules-Hitchhike-Unternehmen geworden. Es sind immerhin 4 Stunden Fahrt!

Auf dem Weg dahin sahen wir uns noch Bodie an, eine schoen erhaltene Geisterstadt aus der Goldgraeberzeit. Und damit er nicht allzu muede wurde fuer die Rueckfahrt, bin ich einen Grossteil der Strecke gefahren.

Nun gut, da war ich dann am Trailhead ziemlich muede auch von den spaeten Abenden zuvor. Ich beschloss, gerade bis zum letzten Baechlein unterhalb des Passes zu gehen, da ich nach dreiwoechiger Abwesenheit nicht wusste, wie die Wassersituation ist.

So war ich gerade fertig zum Einschlafen, um ausgeschlafen und ausgeruht am naechsten Morgen durchzustarten, als dieses schreckliche Geraeusch passierte, das immer lauter und bedrohlicher wurde! Das was derartig angsteinfloessend, dass ich nur RAUS wollte, der Schlafsackreissverschluss klemmte, ich schmiss beim Rausstuermen das Tarp um. Stand dann da mit dem Schlafsack quasi noch an und sah, wie ein Riesenboulder (Autogroesse) ca. 50m von meinem Camp runterrollte... Ich stand so da, 200% Adrenalisausstoss, alle Haare aufgerichtet. HEFTIG! Ich war in keiner direkten Gefahr gewesen aber die theoretische Moeglichkeit, dass...liess mich die ganze Nacht nicht schlafen und jedes noch so kleine Geraeusch liess mich hellwach aufhorchen.

Alles, was ich wollte, war, dass es moeglichst bald Morgen wird, damit ich meine Sachen packen und da weggehen kann!
 
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